Lyoness/Lyconet: Schneeballsystem auf Instagram Hauptsache, große Namen!

Am 18. Juni 2019 hat das renommierte Wirtschaftsmagazin „WirtschaftsWoche“ erneut über das Schneeballsystem Lyoness/Lyconet berichtet. Hier der Artikel:

Reich werden, während andere einkaufen? Mit diesem Versprechen ködert Lyconet Menschen in sozialen Netzwerken. Um Vertrauen zu gewinnen, setzt das Unternehmen auf prominente Partnerunternehmen – teils ohne deren Wissen.

Der Mann versuchte vor allem, mit prominenten Namen mein Vertrauen zu gewinnen. Klar, das macht Eindruck. Das vermittelt Seriosität. Obi, Douglas, MediaMarkt, Fressnapf, McDonald’s, Walmart, Red Bull, sogar der Formel 1. Alle seien dabei, so säuselte er am Telefon.

Er hatte mich auf Instagram angeschrieben, um mich als Vertriebler von Lyconet zu gewinnen. Und ich hatte mich darauf eingelassen. Nicht um reich zu werden, wie er mir versprach. Sondern weil ich neugierig war.

Lyconet ist eine Vertriebsplattform, die eine der ältesten Abzocken derzeit in den sozialen Netzwerken aufblühen lässt: das Schneeballsystem. Und zwar mit Bonuskarten, mit denen man beim Einkaufen Geld sparen soll. Sogenannte Cashback-Karten. Auch der Mann, der mich via Instagram kontaktiert hat, vertreibt solche Karten. Und er will mich zu seinem Kollegen machen.

Ausgerechnet in sozialen Netzwerken funktioniert die älteste Masche der Welt besonders gut: das Schneeballsystem. Wie Kriminelle die digitalen Biotope der Eitelkeit und Selbstinszenierung ausnutzen.

Der Unterschied zur in Deutschland bekannten Payback-Karte, die man bei jeder großen Handelskette vorzeigen kann: Man bekomme, so erzählt er es mir später am Telefon, beim Einkaufen sofort sein Geld zurück. Ein bis zwei Prozent des Betrags. Ich würde an Leuten mitverdienen, denen ich eine Karte gebe und die damit einkaufen gehen. An neuen Unternehmen, die ich anwerbe. Und an neuen Vertriebspartnern, die ich mit ins Boot hole.

Wie viel ich verdiene, wird in „Shopping Points“ gemessen, die immer dann entstehen, wenn jemand die Karte im Laden vorzeigt. Wie bei einem Videospiel: Je mehr Punkte ich sammle, desto schneller erreiche ich ein neues Karrierelevel. Hannes erzählt mir, dass er selbst auf Level 3 sei. Verdienst: 200 Euro im Monat. In Level 8 komme man auf bis zu 150.000 Euro im Monat. Nur dadurch, dass andere Leute einkaufen gehen.

Der Haken: Um Geld zu verdienen, muss ich erst mal Geld reinstecken. 299 Euro für die Software, mit der ich Kunden, Unternehmen und neue Marketer registrieren kann. Und 2000 Euro für das Starter-Paket. An einem Stichtag bekomme man das Geld zurück und zusätzlich eine monatliche Umsatzbeteiligung. So zumindest das Versprechen.

Tatsächlich, so erfahre ich später, gibt es unzählige Menschen, die in Vorkasse gehen – aber nie etwas von dem Geld wiedersehen. Und es gibt einige große Unternehmen, die ihren Namen eher unfreiwillig hergeben.

In Deutschland machen kaum Händler mit. Schon gar keine großen Ketten. Sondern: Friseurläden, Nagelstudios, Wirtshäuser. „Alle, die wirtschaftlich schlecht dastehen und die Möglichkeit, mit der Rabattkarte neue Kunden zu gewinnen, als letzte Rettung ansehen“, erzählt mir ein Aussteiger aus der Lyconet-Chefetage, der anonym bleiben möchte. In Wahrheit, erklärt er, kaufe die Firma bei den großen Handelsketten in hoher Stückzahl Gutscheine. Dadurch werde Lyconet Großkunde – und gebe einfach umgekehrt die großen Handelsketten als Partnershops aus. Die Gutscheine verteile man an die Marketer. Deren Wert stünde jedoch nicht ansatzweise im Verhältnis zum dem Geld, das die Marketer wirklich investieren.

Mit manchen großen Ketten ist Lyconet über ein sogenanntes Affiliate-Marketing-Programm verbunden: Lyconet lenkt Besucher der eigenen Webseite auf die von MediaMarkt, Müller oder Saturn – und erhält dafür eine Vermittlungsprovision. Die Cashback-Karte von Lyconet akzeptieren die großen Ketten nicht. Für die meisten Besucher, die auf die Webseite der Einkaufsgenossenschaft von Lyconet gehen, sieht es aber so aus, als handele es sich bei den großen Ketten um Partnerunternehmen. Zumal Lyconet diesen eine Partnershop-ID zuweist, genauso wie den eigentümergeführten Kleinbetrieben, die die Cashback-Karte tatsächlich akzeptieren.

Ein Anruf bei Douglas: Eine Sprecherin der Parfümeriekette betont, dass Douglas kein Partnerunternehmen von Lyconet sei. Die Verbindung beschränke sich „lediglich auf eine punktuelle Zusammenarbeit im Bereich des Affiliate-Marketings in sehr geringen Umfang“. Von den dubiosen Geschäftspraktiken von Lyconet, so die Sprecherin der Parfümiere-Kette, habe Douglas keine Kenntnis. In Zukunft werde man jedoch jegliche Zusammenarbeit einstellen. Ähnliches höre ich bei Saturn, MediaMarkt und Fressnapf. Alle hat Lyconet als Cashback-Partnerunternehmen angegeben. Und alle ohne Zustimmung.

Lyconet weist auf Anfrage jegliche unlautere Absicht von sich: Davon, dass Marketer in sozialen Netzwerken falsche Gewinnversprechungen machen, habe Lyconet „keinerlei Kenntnis“. Auch den Vorwurf, mit falschen Partnershops zu werben, weist das Unternehmen zurück. Trotzdem wird auf der Webseite etwa mit dem Logo der Fast-Food-Kette McDonald’s geworben. Hauptsache, große Namen!

REWE & PENNY dementieren eine Partnerschaft/Kooperation mit Lyconet/CashbackWorld

Die REWE Group ist eine international tätige Unternehmensgruppe mit Sitz in Köln. Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1927 zurück. Zu den Vertriebslinien gehören beispielsweise BILLA, PENNY, REWE und TOOM sowie DER Touristik Deutschland und ITS Reisen. Der Umsatz der gesamten Rewe Group belief sich im Geschäftsjahr 2016 auf 54,14 Milliarden Euro

Derart prestigeträchtige und renommierte Unternehmen als sogenannte Geschäfts- oder Kooperationspartner bei Lyoness (Cashback World) gelistet zu sehen, lassen Zweifel an einer tatsächlichen geschäftlichen Partnerschaft aufkommen.

Man denke nur an die „Mastercard-Täuschung“ die im Juli 2016 aufgeflogen ist, wo ein ominöser Kreditkartenanbieter von MASTERCARD abgemahnt wurde und Lyoness sich als unwissendes Opfer darstellte. Tatsächlich aber hat Lyoness über ehemalige Mitarbeiter zuvor in Gibraltar eben diesen Kreditkartenanbieter selbst gründete.

Es gibt sicherlich Klein- und Kleinstunternehmen die tatsächlich in einer direkten hoffnungs- und erwartungsvollen Partnerschaft mit Lyoness stehen. Die „REWE Group“ jedoch hat und wünscht nicht mit Lyoness/Cashback World in Verbindung gebracht zu werden, geschweige denn auf deren Website gelistet zu sein.

Dennoch wurde REWE Anfang Juni 2019 beim Elite-Seminar in der Veltins-Arena/Gelsenkirchen als NEUER eVoucher Partner vollmundig angekündigt und auf Facebook wurden Lobeshymnen hierzu angestimmt. Alles Unsinn!!!

Auf Anfrage bei der REWE Group-Zentrale in Köln, teilten die Kommunikations- und Presseabteilungen sowohl von REWE und PENNY schriftlich (Mail liegt vor) mit:

Sehr geehrter Herr Ecker,

besten Dank für Ihre Anfrage, auf die wir gerne wie folgt Stellung nehmen:

REWE unterhält zu den von Ihnen genannten Unternehmen weder eine geschäftliche Beziehung noch Kooperation geschweige denn eine Partnerschaft. Insofern behalten wir uns ausdrücklich weitere Schritte gegen die in Rede stehenden Unternehmen vor.    

Mit freundlichen Grüßen

REWE Markt GmbH, Verwaltung National
Leiter Unternehmenskommunikation

Ein PENNY-Pressesprecher fasste sich kurz und knapp:

„Sehr geehrter Herr Ecker,

kurz und knapp: PENNY hat das Vertriebspartner-basierte Geschäftsmodell mit Lyoness beendet.

Mit freundlichen Grüßen
PENNY-Pressesprecher“

PENNY wurde bereits von der Cashback-World-Site genommen, wie lange REWE noch dort zu finden sein wird bleibt abzuwarten.

Es darf durchaus darüber gemutmaßt werden, wie verschiedene Affiliate-Partner bei der Lyoness-Geschäftsführung in „Lohn und Brot“ stehen. Auch verdeutlichen diese fortlaufenden Dementis von namhaften Unternehmen sehr deutlich, wie unbedeutend und gering die Shoppingumsätze bei Lyoness (Cashback World) sein müssen. Existierten diese enormen Shoppingumsätze bei Cashback World tatsächlich, wie behauptet, wären große und umsatzstarke Unternehmen/Konzerne sicher auch bereit, sich bei Lyoness (Cashback World) listen zu lassen.

„Lyconet-Elite-Seminar“ findet auch 2020 in der Veltins-Arena statt!

Am 12.06.2019 erschien ebenfalls in der WAZ ein Artikel zu Lyconet: Gelsenkirchen. Das Seminar, das Menschen aus ganz Europa nach Gelsenkirchen lockte, findet auch 2020 in der Arena statt. Der Veranstalter weist Vorwürfe zurück.

Das dubiose „Elite-Seminar“ der Firma „Lyconet“, welches am vergangenen Wochenende in der Veltins-Arena stattgefunden hat und Menschen aus ganz Europa nach Gelsenkirchen gelockt hatte, soll auch im kommenden Jahr erneut auf Schalke stattfinden. Das bestätigte Maria Samos von der Firma Fullstop PR aus Berlin, die die Großveranstaltung organisiert hatte, am Mittwoch dieser Redaktion.

Es waren sogar über 40.000 Leute zu Gast

„Die Arena ist für unseren Bedarf groß genug und auch für ein mehrtägiges Event hervorragend geeignet“, begründete Samos die Wahl auf das Schalke-Stadion. Anders als ursprünglich berichtet, seien am vergangenen Wochenende deutlich mehr als 30.000 Leute zu Gast gewesen. „Es waren 42.000 Besucher vor Ort“, sagte Samos.

Anwohner hatten sich verwundert gezeigt, dass bei einem „Elite-Seminar“ Partyklänge und lautstarke Bässe aus der Arena dringen. Samos: „Wir versuchen natürlich auch ein passendes Rahmenprogramm zu schaffen. Da gehört Musik zwischendurch auch dazu.“ Grundsätzlich hätten an den Seminartagen vor allem Vorträge und Referate von Netzwerk- und Marketingspezialisten stattgefunden.

Firmenkonstrukt ist in Norwegen bereits verboten

„Lyconet“ gehört zu der 2003 gegründeten österreichischen „Lyoness International AG“, das seinen Sitz in der Schweiz hat. 2018 fand eine Umbenennung zu „myWorld“ statt. Das schwer nachvollziehbare Firmenkonstrukt mit seinem Cashback-Modell ist höchst umstritten und in Norwegen bereits verboten, da es ein „illegales Pyramidenspiel“ sei, „in Italien wurde deshalb eine Strafe in Höhe von 3,2 Millionen Euro gegen das Unternehmen verhängt. Das Verbot in Norwegen kann Lyconet nicht nachvollziehen.“

Anwerbung von so genannten „Marketers“

Inhaber der so genannten „Cashback Card“, die Einkaufsrabatte bei bestimmten Produkten verspricht, müssen zur Nutzung keine Einzahlung tätigen. Das hatte diese Redaktion fälschlicherweise zunächst behauptet. Beträge von über 2000 Euro müssen dagegen die sogenannten „Marketers“ bezahlen, um als „Premium Marketer“ im Strukturvertrieb von „Lyoness“, „myWorld“ oder „Lyconet“ – wie auch immer man den Betrieb gerade nennen mag – aufzusteigen. Das gelingt aber wiederum nur durch das Anwerben weiterer Marketers. Genau darum geht es bei Veranstaltungen wie der in der Veltins-Arena. Der Eintrittspreis für die Veranstaltung lag bei mindestens 199 Euro. In der Schweiz und Österreich wurde das Firmengeflecht deshalb von mehreren Gerichten bereits als Schneeballsystem klassifiziert.

Stadt hat wenig Mitspracherecht bei der Arena-Vermietung

Die Vermietung der Veltins-Arena für Konzerte oder private Veranstaltungen liegt ganz beim Arena-Management. „Wir können da wenig machen, sofern sich alles im öffentlichrechtlichen Rahmen bewegt“, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann. Angemeldet sei die Veranstaltung natürlich ordnungsgemäß geworden, da Bauordnungsvorschriften bei den Bühnen eingehalten werden mussten.

„Lyconet wie ein Sekte“. Betroffene klagt über Lyconet-Erlebnis!

Die Zeitung WAZ hat am 18.06.2019 nochmals zu der dubiosen Lyconet-Veranstaltung in der Veltins-Arena mit einem dritten Artikel nachgelegt.

Über 40.000 Personen waren beim Lyconet-Seminar in der Veltins-Arena. Eine Frau spricht über die Erfahrungen, die sie mit der Firma gemacht hat.

Das dubiose „Elite-Seminar“ der Firma Lyconet, das am Pfingstwochenende über 40.000 Menschen aus ganz Europa in die Veltins-Arena lockte, hat für eine Menge Wirbel gesorgt. Denn das Unternehmen, eng verbandelt mit der 2003 gegründeten österreichischen „Lyoness International AG“ mit Sitz in der Schweiz, ist höchst umstritten. Maike Wiemann* hat mit Lyconet äußerst schlechte Erfahrungen gemacht. Sie war Ende 2016 bei einem Einführungsseminar in einer bayerischen Kleinstadt zu Gast.

Lyconet wie eine Sekte „Wie eine Sekte!“

„Ich dachte, ich wäre bei einer Sekte gelandet“, schildert die 24-Jährige ihre Eindrücke. Sie sei einer Freundin zuliebe mitgekommen, die ihr von dem System Lyconet vorgeschwärmt hatte. Rund 50 Interessierte seien zu Gast gewesen, die Veranstaltung leitete Andreas Matuska. In den sozialen Netzwerken stellt sich Matuska als äußerst erfolgreicher „Entrepreneur“ – also Unternehmer – dar, lädt regelmäßig Bilder von teuren Autos und coolen Uhren hoch. Matuska sprach vor zwei Wochen auch bei der Veranstaltung in der Veltins-Arena zum Publikum.

Gezielt werden junge Leute angeworben

„Sie werben gezielt junge Leute auf einer total freundschaftlichen Basis an und versprechen ihnen viel Geld zu verdienen, ohne wirklich arbeiten zu müssen“, sagt Maike Wiemann. Die Interessenten sollen so genannte „Marketers“ werden, selbstständige Vertriebspartner von Lyconet. Als „Marketer“ solle man sich dann ein Netzwerk aufbauen und neue Interessenten akquirieren – die dann schließlich eine Provision für den „Marketer“ abwerfen.

„Um daran mitzuverdienen, müssen aber erst Aktienpakete gekauft werden. Die kosten rund 2400 Euro“, sagt Wiemann. Sie habe Leute kennengelernt, die gleich mehrere Pakete gekauft und Kredite in Höhe von 10.000 Euro aufgenommen haben.

Verboten in Norwegen

In Norwegen ist das schwer nachvollziehbare Firmenkonstrukt um Lyconet und Co. bereits verboten, da es ein „illegales Pyramidenspiel“ sei, in Italien wurde deshalb eine Strafe in Höhe von 3,2 Millionen Euro gegen das Unternehmen verhängt. In der Schweiz und Österreich haben mehrere Gerichte das Firmengeflecht als Schneeballsystem klassifiziert. Kritische Nachfragen seien auf dem Einführungsseminar aber einfach abgewunken worden. „Sie wurden ins Lächerliche gezogen und als Fake News dargestellt“, so Wiemann.

Für die Studentin war schnell klar, dass es sich bei Lyconet um ein „abgekartetes Spiel“ handele. Die Firma habe auf dem Seminar unter anderem damit geworben, dass der FC Bayern München zu ihren Partnern gehöre. „Als ich dort angerufen habe, wusste da niemand etwas von“, fährt Wiemann fort.

Kein Kontakt mehr zu ihrer Freundin

Viele andere junge Menschen würden auf das System aber hereinfallen. So wie Wiemanns Freundin. „Sie war weiter Feuer und Flamme und hat mir immer wieder Einladungen zu Veranstaltungen geschickt. Ich habe häufig mit ihr darüber diskutiert, doch sie wollte nichts davon wissen.“ Der Kontakt sei inzwischen komplett eingebrochen. „Ich musste einfach irgendwann einen Cut machen.“

*der Name wurde von der Redaktion geändert 0,i.ad

Lyconet: Mein Insta-Profil, meine Yacht, meine Schulden!

Bei der „WirtschaftsWoche“ handelt es sich wohl um eine der traditionsreichsten Ökonomie-Zeitschriften im deutschsprachigen Raum und zeichnet sich durch eine sehr hohe Fachkompetenz und großen Einfluss auf die Meinungsbildung aus. Am 14.06.2019 wurde folgender Artikel veröffentlicht:

Mein Insta-Profil, meine Yacht, meine Schulden! Ausgerechnet in sozialen Netzwerken funktioniert die älteste Masche der Welt besonders gut: das Schneeballsystem. Wie Kriminelle die digitalen Biotope der Eitelkeit und Selbstinszenierung ausnutzen.

Den Mann, der mir das Geschäft meines Lebens verspricht, treffe ich bei Instagram. Mitte 30 ist er, trägt Unterlippenbärtchen und leichtes Doppelkinn. Mit seiner Hilfe könne ich reich werden, ohne zu arbeiten. Sagt er. 30 000 im Monat seien locker drin.

Er selbst werde in vier Jahren, wenn er 40 ist, so vermögend sein, dass er sich zur Ruhe setzen kann. Bislang arbeitet der Mann, der hier Hannes Krause heißen soll, noch als Lkw-Fahrer. Alles begann mit einem Kommentar von Krause unter einem meiner Fotos auf Instagram: „Hey, cooles Bild. Lass uns mal connecten!“ Über einen Link in seiner Instagram-Bio kann ich einen WhatsApp-Chat mit Krause beginnen. Meine Nachricht hat er schon vorformuliert. Ich muss sie nur noch absenden.

Am nächsten Morgen meldet sich Krause: „Hey, wir bieten ein Stammkundenbindungsprogramm an und verdienen beim täglichen Einkauf weltweit mit.“ Große Unternehmen seien dabei: Walmart, Red Bull, der Fußballclub AS Roma, die Motorrad-Weltmeisterschaft MotoGP. Und viele, viele mehr.

Dies ist die Geschichte einer groß angelegten Abzocke. Das Geschäft, das Krause mir vorschlägt, als ich gerade gelangweilt durch meinen Instagram-Feed scrolle und auf den Zug warte, ist ein Deal, der nur wenigen Geld bringt. Erst einmal geht es darum, Geld zu bezahlen – und weitere Leute anzuwerben, die weiteres Geld bezahlen. Wer in der Hierarchie unten steht, zahlt ein. Wer oben steht, kassiert.

Die Firma, für die Krause arbeitet, hat das uralte Schneeballsystem für Instagram neu aufgelegt. Das jüngste und hippste aller sozialen Netzwerke. Mit 15 Millionen Mitgliedern allein in Deutschland. Die meisten von ihnen: Jugendliche.

Zielgruppe: jung und naiv

Krause und seine Kollegen wenden sich gezielt an unerfahrene und leichtgläubig wirkende Menschen. Sie versprechen ihnen ein Geschäft, durch das sie schnell reich werden und all ihre Wünsche erfüllen könnten. Sie bedienen Sehnsüchte, die durch all die blinkenden Fotos in sozialen Netzwerken erst genährt werden. In Wahrheit geht es darum, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ein Scheingeschäft für die Instagram-Scheinwelt.

Auch ich passe perfekt ins Beuteschema: Auf Instagram gebe ich mich erfolgreich. Meine Markenzeichen: weißes Hemd, Rolex und Gelfrisur. Ich beschließe, Krauses Angebot anzunehmen. Wir verabreden uns für ein Telefonat. „Hallo? Hallo? Warte kurz …“ Krause sitzt im Lkw und hat Probleme mit der Freisprechanlage. Sobald die Verbindung steht, kommt er schnell zur Sache: Das „Super-Geschäft“ sei sein Nebenjob. Krause ist selbstständiger Vertriebspartner von Lyconet. Die Firma, die unter diversen Namen in Erscheinung tritt, habe die größte Einkaufsgemeinschaft der Welt aufgebaut, will Krause mir weismachen. Mit elf Millionen registrierten Kunden, 130 000 Partnerunternehmen, in 47 Ländern.

Für Lyconet vertreibt Krause Bonuskarten, mit denen man beim Einkaufen Geld sparen soll. Sogenannte Cashback-Karten. Der Unterschied zur in Deutschland bekannten Payback-Karte, die man bei jeder großen Handelskette vorzeigen kann: Man bekomme beim Einkaufen sofort sein Geld zurück. Ein bis zwei Prozent des Betrags, so erzählt es Krause.

Nur vom Sparen wird doch über Nacht niemand reich, sage ich. Da legt Krause seinen Köder: Ich soll sein neuer Kollege werden. Selbstständiger Vertriebspartner des Unternehmens Lyconet, so wie er. Oder „Marketer“, wie es intern heiße. Nur die Marketer seien die, die richtig Geld machen.

Ich würde an Leuten mitverdienen, denen ich eine Karte gebe und die damit einkaufen gehen. An neuen Unternehmen, die ich anwerbe. Und an neuen Vertriebspartnern, die ich mit ins Boot hole. Wie viel ich verdiene, wird in „Shopping Points“ gemessen, die immer dann entstehen, wenn jemand die Karte im Laden vorzeigt. Wie bei einem Videospiel: Je mehr Punkte ich sammle, desto schneller erreiche ich ein neues Karrierelevel. Hannes erzählt mir, dass er selbst auf Level 3 sei. Verdienst: 200 Euro im Monat. In Level 8 komme man auf bis zu 150 000 Euro im Monat. Nur dadurch, dass andere Leute einkaufen gehen.

Der Haken: Um Geld zu verdienen, muss ich erst mal Geld reinstecken. 299 Euro für die Software, mit der ich Kunden, Unternehmen und neue Marketer registrieren kann. Und 2000 Euro für das Starter-Paket. An einem Stichtag bekomme man das Geld zurück und zusätzlich eine monatliche Umsatzbeteiligung.

Krause gibt sich viel Mühe, meine Bedenken zu zerstreuen. Man müsse die Startgebühr in Relation setzen: Als Marketer bei Lyconet sei man ja quasi ein Franchise-Nehmer. „Ein Franchise kostet normalerweise eine Million Euro. Die Lizenz von McDonald’s zum Beispiel.“ Tatsächlich liegen die Kosten bei 844 000 Euro. Wenn mir das Punkte-Sammeln zu lange dauere, sagt Krause, könne ich auch einfach für je 1000 Euro Anteile an einem Konto kaufen, auf dem alle Einnahmen von allen Cashback-Partnershops gesammelt werden. Obi, Douglas, MediaMarkt, Fressnapf, McDonald’s, sogar der Formel 1. So verdiene ich monatlich bis zu 2500 Euro. Sagt Krause. Nach dem Telefonat schickt er mir einen persönlichen Registrierungslink, damit das System weiß, dass er mich angeworben hat. Und er sendet mir noch ein Video. Das soll ich in meinem Freundeskreis rumschicken.

Geblendet von schicken Klamotten. Im Video wird die Rabattkarte als bahnbrechende Idee angepriesen: Deren Erfinder, Hubert Freidl, sei klüger als Mark Zuckerberg. Der Gründer von Facebook vernetze nur Menschen miteinander. Freidl aber habe erkannt: Nicht alle Menschen wollen kommunizieren, aber alle müssen konsumieren. „Wenn du zwei Wochen nichts isst und nichts trinkst“, heißt es im Video, „dann hast du ein Problem. Dann bist du nämlich tot.“ Deshalb sei Freidls Einnahmequelle quasi unerschöpflich.

Die Realität sieht anders aus: In Deutschland machen kaum Händler mit. Schon gar keine großen Ketten. Sondern: Friseurläden, Nagelstudios, Wirtshäuser. „Alle, die wirtschaftlich schlecht dastehen und die Möglichkeit, mit der Rabattkarte neue Kunden zu gewinnen, als letzte Rettung ansehen“, erläutert ein Aussteiger aus der Lyconet-Chefetage, der anonym bleiben möchte.

Die Cashback-Karte wiederum diene Lyconet nur als Tarnung, sagt er, wie das Geschäft mit Olivenöl dem Mafia-Clan Corleone im Gangsterfilm „Der Pate“. Geld mache die Firma, indem die selbstständigen Verkäufer hohe Startgebühren zahlen – oder viel in vermeintliche Investitionsmöglichkeiten stecken.

So wie Anna, die ihren echten Namen nicht nennen will. Auch sie wurde auf Instagram angeworben. Die 24-Jährige hat im Internet nach einer Bank gesucht, die ihr einen Kredit über 11 000 Euro gibt und sich davon Anteile gekauft. Nach Lyconet hatte sie zuvor nicht einmal gegoogelt. Sie macht bei der Bundeswehr eine Ausbildung.

Anfang Februar hat sie ihren Marketer zum ersten Mal getroffen, in einem Café in ihrer Heimatstadt Bayreuth. Er war erst 19. Aber in seinen schicken Klamotten habe er auf sie den Eindruck gemacht, als habe er schon wirklich was erreicht im Leben. Anna ist sofort eingestiegen. Dass mit dem Geschäft etwas nicht stimmte, ahnte sie erst, als ein Aussteiger sie warnte.

Sie stellte ihren Anwerber zur Rede. Seine Antwort: Nur Mitarbeiter, die 100 Prozent hinter ihrer Arbeit stehen, würden es in dem Job zu etwas bringen. „Dabei bin ich jedes Wochenende 400 Kilometer mit dem Auto von Hannover nach Bayreuth gefahren, nur um an den Businessschulungen unserer Gruppe teilzunehmen“, erzählt sie. „Durch die Seminare und die Videos dazu fühle ich mich innerlich gestärkt, bis heute.“ Trotz der vielen Schulden.

Anna suchte Hilfe beim Wiener Rechtsanwalt Josef Fromhold. Für mehr als 1000 Geschädigte hat er Geld zurückgefordert. Vor allem Jugendliche unter 25 Jahren waren dabei. Manche hätten bis zu 25 000 Euro investiert. „Ich hatte schon Mandanten, die ihre Eltern beklaut haben. Nur um in das System Lyconet einzahlen zu können“, erzählt der Anwalt.

Fast alle steigen bei Lyconet ein, ohne die Geschäftsbedingungen zu lesen. Ein fataler Fehler. Denn dort steht, dass alles, was in Nebenabreden versprochen wird, ungültig ist. Also auch die verheißungsvollen Versprechen in den Chats mit den Marketern. „Wenn die Firma selbst an jemanden herantritt, dann ist das unzulässige Werbung. Aber wenn eine Privatperson etwas empfiehlt, dann ist das nicht verboten“, sagt Fromhold. Die sozialen Netzwerke machen für Lyconet vieles leichter. „Früher haben die Versammlungen in Seminarräumen von Hotels abgehalten“, erinnert sich der Anwalt, „und den Leuten gesagt, sie sollen noch ein paar Freunde mitbringen.“

Wie viele Leute in Deutschland auf Lyconet hereingefallen sind, lässt sich nur schätzen. Etwa anhand der Anfragen, die der Blogger Ben Ecker bisher bekommen hat: 4000 sind es, seit er seine Webseite für Lyconet-Betrogene vor vier Jahren gestartet hat. Für viele Opfer ist er die erste Anlaufstelle.

Krause ruft mich zurück. Er will wissen, ob ich an Bord bin. Ich zögere. Er versucht, Vertrauen aufzubauen: Er erzählt, dass er verheiratet sei und zwei junge Töchter habe. Er war unzufrieden. Wollte sein altes Leben hinter sich lassen. Reich werden. „Ich habe mein Auto verkauft“, erzählt er. Das Geld habe er sofort in noch mehr Anteile von Lyconet gesteckt. Für 12 000 Euro. Krause kündigte seinen Job als Leiter eines Fuhrparks. Voller Fokus auf Lyconet. Jetzt ist er Lkw-Fahrer. Ein Job, der ihn über die Runden bringen soll, solange er noch nicht reich ist.

Undurchsichtiges Firmengeflecht. Wie viel Geld er mit Lyconet schon verdient? „Na ja, noch nicht viel.“ Krause hat einen Vertrag unterschrieben, in dem steht, dass man erst vier Jahre nach Vertragsunterzeichnung Geld sieht. Und er sei ja erst vor 20 Monaten eingestiegen.

2003 wurde die Firma als Lyoness International AG mit Sitz im österreichischen Graz gegründet. Nach den ersten Klagen hat INNOVATION sie 2014 die Vertriebsschiene ausgelagert – und Lyconet getauft. Im vergangenen Jahr hat sich das Mutterunternehmen in myWorld umbenannt. Die Firmenzentrale zog nach London um. Das Geschäftsmodell aber blieb. Mittlerweile ist die Firma zu einem undurchsichtigen Geflecht aus Tochterfirmen und Landesgesellschaften gewachsen. Alle Lyconet-Marketer aus EU-Ländern schließen ihren Vertrag nicht etwa mit der Wiener Lyconet International AG ab, sondern mit der Lyoness Europe AG, die in der Schweiz sitzt. In den AGBs heißt es dazu, die Schweizer Lyoness Europe AG betreibe unter dem Begriff „Lyconet“ lediglich ein Marketingprogramm. Das macht es für europäische Gerichte schwer, gegen Lyconet vorzugehen.

Immerhin, in Österreich urteilte der Oberste Gerichtshof im Mai 2017, dass die AGBs intransparent und bewusst irreführend sind. Lyconet wurde als illegales Schneeballsystem eingestuft. Ebenso wie in Norwegen und in der Schweiz. Und in Italien hat die Wettbewerbs- und Marktaufsichtbehörde das Unternehmen zu einer Strafe von 3,2 Millionen Euro verurteilt.

Lyconet weist auf Anfrage jegliche unlautere Absicht von sich: Die Marketer, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, seien „selbstständige Unternehmer“, denen es frei stehe, „über welche Kanäle sie den Aufbau ihres Netzwerks vorantreiben möchten“. Ein „von Lyconet erstellter Code of Ethics“ verpflichte sie dazu, keine unrealistischen Gewinnprophezeiungen zu machen. Davon, dass Marketer in sozialen Netzwerken falsche Gewinnversprechungen machen, habe Lyconet „keinerlei Kenntnis“.

Auch den Vorwurf, mit falschen Partnershops zu werben, weist das Unternehmen zurück. Trotzdem wird auf der Webseite etwa mit dem Logo der Fast-Food-Kette McDonald’s geworben. Eine Sprecherin des FastFood-Konzern teilt dazu mit: „McDonald’s Deutschland ist kein Kooperationspartner von Lyconet.“ Ähnlich äußern sich die Parfümeriekette Douglas oder die Tiernahrungskette Fressnapf, mit deren Firmenlogo Lyconet in der Vergangenheit ebenfalls warb.

Ein Privatjet als Belohnung

Ein Samstag, Anfang Mai, in Bambergs Brose Arena. Dort, wo normalerweise das Basketball-Team Körbe wirft, findet an diesem Nachmittag ein Event von Lyconet statt. Auch Gründer Hubert Freidl soll kommen. Das will ich mir nicht entgehen lassen. Ein Ticket kostet 70 Euro.

2000 junge Menschen drängen in die Arena. Von der Decke hängen Monitore, auf denen schließlich das Gesicht von Freidl in Großaufnahme erscheint, während er durch die Zuschauerreihen schreitet. Als er im dunklen Anzug auf der Bühne steht, spiegeln seine Glatze und die spitzen Lackschuhe das Scheinwerferlicht. Freidl spart nicht an Superlativen: Lyconet werde das neue Amazon. Er brüllt in die Menge: „Vorbei die Zeiten, in denen der Umsatz für unsere Einkäufe in die USA oder nach China wanderte!“ Schon bald werde es einen gemeinsamen Onlineshop für alle Lyconet-Partnerunternehmen geben. „Und dann machen die Marketer das Geld!“

Die Menschen neben mir hält es nicht mehr auf den Sitzen. Sie jubeln. Rechts von mir: Hannes Krause. Er raunt mir zu: In ganz Europa werden schon riesengroße Lagerhallen gebaut für den neuen Onlineshop.

Doch Freidl hat noch mehr mitgebracht: Er kündigt einen „Elite-Club“ an – als Belohnung für die Marketer. Ab sofort werde es „in jeder großen Stadt“ Privatclubs geben. Dort stünden dann Luxuswagen zur Verfügung. Außerdem dürften die Marketer firmeneigene Helikopter, Privatjets und Yachten benutzen. Krause jubelt. Am Anfang dachte ich, dass sich Krause kalkuliert seine Opfer sucht. Doch er ist selbst ein Opfer. Zurück aus Bamberg, beschließe ich, ihm die Wahrheit zu sagen. Er war schneller: Leute wie mich, so hat er mir via Facebook geschrieben, könne er in seinem Team nicht gebrauchen. Ich sei kein Macher. „Du hast es noch nicht einmal geschafft, dich kostenlos als Kunde für die Cashback-Karte zu registrieren.“ Es ist seine letzte Botschaft.

Anmerkung zum Artikel: Fakt ist, Lyoness ist in Norwegen verboten, in Österreich und der Schweiz rechtskräftig als Schneeballsystem verurteilt. Die Geldstrafe in Höhe von 3,2 Mio. der italienischen Behörden sind als Warnschuss zu verstehen, dass Verfahren selbst ist noch nicht beendet. Unabhängig von der Geldstrafe hat Lyoness diverse Auflagen erhalten, die das Unternehmen kaum erfüllen kann ohne dabei die Haupteinnahmequelle, nämlich das Werben von neuen Mitgliedern aufzugeben.


Dubioses Lyconet-Seminar in der Veltins-Arena!

Dieser Artikel ist dem Lyonesen Michael Ow. gewidmet, der mit Lyoness die Weltherrschaft anstrebt und sich inmitten all dieser angehenden Lyoness-Milliardäre, Multi-Millionäre und Millionäre mit leuchtenden Augen wähnt. Mein lieber Michael Ow., jetzt kannst Du den Text in deutscher Sprache lesen, musst keine 99 Cent ausgeben und sich darüber bitter auf Facebook beschweren.

In der „Westfälischen Rundschau“ erschien am 11.06.2019 ein Artikel

„Über 40.000 Gäste bei dubiosem Seminar in der Veltins-Arena“.

Lyconet „Elite-Seminar“

Der Veranstalter des Seminars ist umstritten und teils sogar verboten. Wer am vergangenen Wochenende an der Veltins-Arena entlanglief, konnte sie eigentlich nicht übersehen: Abertausende Autos aus ganz Europa standen nicht nur auf den regulären Parkplätzen, sondern auch in den Seitenstraßen. Da jedoch weder der FC Schalke 04 ein außerplanmäßiges Heimspiel zu absolvieren hatte noch eine große Band ein Konzert spielte, war vor allem bei den Anwohnern die Verwunderung groß. Was war da eigentlich los?

„Elite-Seminar“ prangte an der Arena. Dabei handelte es sich um eine dreitägige Veranstaltung der Firma „Lyconet“, die von Donnerstag bis Samstag stattfand. Über 40.000 Menschen kamen – darunter viele aus dem Baltikum, Polen, Spanien oder Italien. Allesamt äußerst vornehm gekleidet. „Es hatte etwas von einer Sekte“, schilderte ein Anwohner seine Eindrücke von der Veranstaltung. Partyklänge und laute Bässe aus dem Inneren der Arena ließen ihn zumindest an der Bezeichnung „Elite-Seminar“ zweifeln.

Vorwurf des Schneeballsystems

Die Firma „Lyconet“ ist alles andere als unumstritten. Sie gehört zu der „Lyoness AG“, die vom Österreicher Hubert Freidl gegründet wurde und ihren Sitz in der Schweiz hat. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „eine der größten Einkaufsgemeinschaften der Welt“. Mit einer sogenannten „Cashback Card“ verspricht Lyconet beim Einkauf Rabatte bei vielen Produkten. Doch die großen Firmen, mit denen regelmäßig als Partner geworben wird, akzeptieren diese Karte häufig gar nicht. Die Anschaffung alleine kostet jedoch bereits einen Betrag von über 2000 Euro.

In Norwegen wurde das Unternehmen von der Glücksspielbehörde komplett verboten. In der Schweiz und in Österreich wurde „Lyoness“ von mehreren Gerichten als Schneeballsystem klassifiziert – also ein Geschäftsmodell, bei dem die Teilnehmer jeweils immer selbst neue Mitglieder anwerben sollen, letztlich aber nur hochrangige Mitarbeiter damit auch Geld verdienen können.

„Wir vermieten die Veltins-Arena für eine große Bandbreite an Veranstaltungen“, sagte Schalke-Sprecherin Anja Kleine-Wilde auf Anfrage. Eine Eintrittskarte für das Elite-Seminar soll mindestens 199 € gekostet haben. Dort traten in den drei Tagen vor allem Motivationskünstler wie Bestsellerautor Tony Robbins auf. Auch der amerikanische Rapper Pitbull war als Redner zu Gast.

Von Lyconet war niemand für eine Stellungnahme zur Veranstaltung zu erreichen.

Anmerkung von uns zum Artikel: Selbstverständlich treten auch prominente Künstler und Redner bei solchen Veranstaltungen auf, da sie dafür bezahlt werden, bezahlt von den Teilnehmern selbst. Lyoness legt dies gerne so aus, als wäre der jeweilige Prominente selbst zutiefst von Lyoness/Lyconet überzeugt. Mit leuchtenden Augen verlässt die „Generation Weltherrschaft“ die Party und missioniert das persönliche Umfeld im Freundes- und Bekanntenkreis.