Die polnische Geschäfts- und Juristenzeitschrift „GAZETA PRAWNA“ hat am 12.02.2020 einen Artikel zu dem Beschluss der UOKIK veröffentlicht.
https://biznes.gazetaprawna.pl/artykuly/1453526,lyoness-piramida-finansowa-program-lojalnosciowy.html
Das in 47 Ländern betriebene Loyalitätsprogramm hat sich in Polen als Fehlinvestition erwiesen. Zu diesem Schluss kam der Präsident der UOKIK (Amtes für Wettbewerb und Verbraucherschutz).
Mit dem Beschluss des Präsidenten der UOKIK vom 30. Dezember 2019 wird das seit Januar 2013 laufende Verfahren gegen Lyoness abgeschlossen. Es endete mit der Feststellung, dass das Lyoness Loyalitätsprogramm de facto auf der Vermittlung weiterer Menschen in das Lyoness/Lyconet-System basierte. Dies wiederum untergräbt die kollektiven Interessen der polnischen Verbraucher. Kurz und gut: Lyoness erwies sich als Schneeballsystem, bei dem nur Geld verdienen wäre, wenn man möglichst viele Menschen dem Lyconet-System zuführte. Rechtsberaterin Dorota Karczewska, Anwältin in der WKB Wierciński Kwieciński empfahl den Fall Lyoness an die Strafverfolgungsbehörden weiter zu leiten.
Der Beschluss (80 Seiten) sieht u. a. die Verpflichtung vor, innerhalb von vier Monaten, nachdem die Entscheidung rechtskräftig geworden ist, die von den Verbrauchern für den Kauf von Lyoness Europe AG Gutscheinen oder Geschenkkarten gezahlten Vorschüsse zurück zu erstatten, soweit diese Vorschüsse nicht gegen Gutscheine und Karten eingetauscht worden sind.
Das UOKiK in seiner Entscheidung: „Die Geschäftstätigkeiten des Unternehmers sind darauf ausgerichtet, die Struktur des Lyoness Cashback-System so zu fördern das Mitglieder der Lyconet-Vertriebsstruktur zugeführt werden. Die Mitglieder könnten zwar durch die Vermittlung einer gewissen Anzahl von weiteren Cashback-Mitgliedern im Lyoness-System unbedeutend partizipieren und eine begrenzte Provision erhalten, um jedoch erwähnenswerte Gewinne zu erhalten, mussten die geköderten Cashback-Mitglieder dem Lyconet-Programm beitreten, wo sie eine Eintrittsgebühr von 2.400 € (Rabattgutscheinvorschuss) und andere Gebühren (Vorauszahlungen) zahlen, um Premium-Vermarkter zu werden.
„Das Verfahren gegen Lyoness war sehr kompliziert. Das Verfahren dauerte sehr lange, da es für die Behörde schwierig war, den tatsächlichen Funktionsmechanismus des Schneeballsystems zu erkennen. Lyoness hat auch seine Unternehmensnamen und seine jeweiligen Eigentümer fortwährend geändert“, kommentiert Rechtsberaterin Dorota Karczewska, Anwältin in der WKB Wierciński Kwieciński. Baehr, ehemalige Vizepräsidentin des Amtes für Wettbewerb und Verbraucherschutz, die bereits 2017, noch als Sachbearbeiterin, den Antrag einbrachte, dass Lyoness ein Schneeballsystem sei („Neue Priorität des Amtes für Wettbewerb und Verbraucherschutz: Kampf gegen Schneeballsysteme“, DGP vom 11. Mai 2017). Ihrer Meinung nach sollte dieser Beschluss nur ein Element des staatlichen Handelns gegenüber des Lyoness-Schneeballsystem sein. Es ist notwendig, dass die Strafverfolgungsbehörden reagieren.“
Die Geschäftspraktiken von Lyoness wurden bereits in Italien verurteilt und in Norwegen verboten. In einigen Ländern wurden unter anderem die AGB derart (mutmaßlich vorsätzlich) derart kompliziert und intransparent verfasst, dass dadurch bei einer erster Prüfung für Behörden eventuelle Gesetzesübertretungen zunächst nicht erkennbar waren.
Maciej Maciejewski, Chefredakteur des „Network Magazine“, hat gemischte Gefühle. Er war einer der ersten in Polen, der das Geschäftsmodell von Lyoness in Frage gestellt hat.
„Ich bin froh, dass die Bemühungen des Büros und der investigativen Journalisten nach so vielen Jahren Früchte tragen. Es ist schade, dass es so lange gedauert hat. Es zeigt, dass die UOKiK zu wenig Handlungsspielraum zur Analyse von Finanzpyramiden/Schneeballsystemen hatte. Es hat eine Weile gedauert, bis Finanzfachleute dem Verdacht nachgingen, dass Lyoness/Lyconet ein Schneeballsystem ist. Die Strafverfolgungsbehörden sollten das Unternehmen entsprechend durchsuchen, Computer beschlagnahmen und überprüfen. Unterdessen konnte die UOKiK mit den ihm zur Verfügung gestellten Werkzeugen jahrelang nur Katz und Maus mit Lyoness spielen“, sagt Maciejewski.
Natürlich wird Lyoness/myWorld auch diese Entscheidung gegenüber seinen Mitgliedern verharmlosen, relativieren und als unbedeutenden Unsinn darstellen sowie bewusst weitere Schritte der Behörden wie in Norwegen in Kauf nehmen und sich mit gekauftem Sponsoring in der Sportbranche als seriöses Unternehmen geben, damit die Illusion bei den Mitgliedern weiter die Kassen klingeln lässt.