Hubert Freidl schon in der Vergangenheit wegen „Galvagin“ vor Gericht
Lyoness-Erfinder Freidl stand schon 2005 vor Gericht, weil ihn sein Geschäftspartner aus einem vorherigen Projekt, dem Unternehmen „Galvagin“, unter anderem wegen einer Konkurrenzklausel geklagt hatte. In diesem Verfahren vor dem Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz sagte Freidl laut vorliegendem Urteil, dass es sich bei Galvagin um ein „unzulässiges Pyramidenspiel“ handle. Weiters sagte Freidl vor Gericht: „Das Unternehmen Lyoness macht jedenfalls so etwas Ähnliches wie Galvagin.“ Später, 2012, sagte Freidl der Justiz, dass Lyoness eine Weiterentwicklung von „Galvagin“ sei.
Die Modelle Galvagin und Lyoness sind tatsächlich „auffallend ähnlich“. Beide basieren auf der Vertriebsstruktur des Empfehlungsmarketing (MLM) und forcieren Zahlungen in das System mit Aussicht auf Gewinn.
Was die Anfangsphase von Lyoness betrifft, hat Freidl selbst unterschiedliche Erinnerungen. Im Zivilverfahren 2005, als es unter anderem um die Frage ging, ob Freidl hinter dem Rücken seines damaligen Geschäftspartners Galvagin-Kunden zu Lyoness übergeführt hatte, sagte der Grazer Unternehmer, dass er „keine Leute von Galvagin angeworben“ habe, „damit diese zu Lyoness gehen“. Nach massiven Streitigkeiten mit seinem damaligen Geschäftspartner habe er sich nach neuen Möglichkeiten umgesehen. Er habe zwar vorgehabt, nach Deutschland zu gehen, um dort Fertigteilhäuser zu vertreiben und habe das auch seinem damaligen Geschäftspartner gesagt. „Nur das Angebot in der Schweiz letztendlich bei Lyoness war besser.“
Auf Lyoness sei er 2003 über eine Frau aufmerksam geworden, gab Freidl weiters zu Protokoll. „Anfang Juli (2003, Anm.) habe ich dann mit Repräsentanten dieses Unternehmens Verhandlungen aufgenommen. Ende Juli 2003 bin ich dann so quasi eingestiegen.“
2012 sagte Freidl dann aber, als er als Beschuldigter von der WKStA einvernommen wurde, dass er die Mitnahme von Galvagin-Kunden zu Lyoness sehr wohl geplant habe. „Ich habe bereits im Frühjahr 2003 begonnen, Investoren für Lyoness zu suchen, weil ich ja 3.500 Kunden/Vertriebsmitarbeiter mitnehmen wollte.“ Und weiter: „Von den Geschäftspartnern, Vertriebspartnern und Kunden die ich gekannt habe, haben etwa 95 Prozent das Angebot angenommen, von Galvagin zu Lyoness zu wechseln.“ Ob es bei Galvagin nach seinem Ausscheiden geschädigte Kunden gegeben habe, „weiß ich nicht, während meiner eineinhalb jährigen Tätigkeit ist mir diesbezüglich nichts bekannt.“
Im Jahr 2012 erklärte er den Ermittlern der WKStA: „Nach Galvagin kam Lyoness, wobei ich das System weiter entwickelt habe, auch auf Produkte des täglichen Bedarfs.“ Die Geschäftsidee von Lyoness, sagte der Grazer Geschäftsmann aus, „kam von mir und zwar darunter verstehe ich alles um Lyoness herum, die Grundidee, die Vermarktung, die Landesorganisationen, die EDV und den operativen Part. Das binäre System habe ich entwickelt, erweitert auch um Handelsspannen, Cashback und Freundschaftsbonus. Ebenso die 8-stufige Karriere.“
Anzahlungen hat es auch bei Galvagin schon gegeben, glaubt Freidl laut eigener Aussage im Jahr 2012: „Gefragt, ob es einen Unterschied gibt zwischen ‚Kaution zur Reservierung des vereinbarten Produktes‘, eine Bezeichnung im Galvagin-Marketingplan, und ‚Anzahlung zu zukünftigen Gutscheinbestellung‘ aus Lyoness gibt, gebe ich an, dass ersteres mir nicht geläufig ist, ich glaube es hat auch bei Galvagin schon Anzahlungen gegeben.“
Bezüglich Galvagin brachte er 2005 vor dem Grazer Zivilgericht vor, dass er nicht gegen die Konkurrenzklausel verstoßen habe. Zumal es sich „bei dem Vertriebssytem um ein Bankgeschäft oder unzulässiges Pyramidenspiel (handle), sodass die Vereinbarung gesetzwidrig sei“, ist in dem Urteil noch zu lesen.
Sehen Sie dazu auch den Artikel im Wirtschaftsblatt!
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