Duesund hat Schlüsselrolle bei Lyoness Norway AS
Im folgenden Beitrag haben wir den Artikel aus der norwegischen Zeitung Bergensavisen vom 01. Juli 2017 übersetzt, der einen Einblick in die glanzvolle Welt von Lyoness gibt. Total überzeugte Enthusiasten werden zum Kauf von teuren Uhren animiert und vor großem Publikum gefeiert. Im Schatten dieses Glanzes sehen sich die norwegischen Behörden mit einer Klageflut konfrontiert.
BERGEN/PRAG: Wir schreiben den Mai 2017: Terje Duesund aus Bergen steht auf der Bühne der 02 Arena in Prag. Vor tausenden zahlenden Zuschauern werden ihm die Schlüssel zu einem nagelneuen Ferrari überreicht. Unter einem Ton- und Lichtspektakel wird der Sportwagen vom Dach herabgelassen.
Duesund wird gebeten, sich hinter das Lenkrad zu setzen und den Wagen zu starten, damit das Publikum das Dröhnen des Motors hören kann. Der Ferrari, erfährt das Publikum, sei die Belohnung dafür, dass Duesund die Spitze der Karriere in einem umstrittenen Unternehmen erklommen hat. „Schaut euch mein Baby an“, sagt ein strahlender Duesund und beugt sich hinab, um das Tempowunder zu küssen. „Wenn ein solcher Wagen dein Traum ist, dann siehst du jetzt, dass er Wirklichkeit werden kann“, sagt Hubert Freidl, oberster Chef von Lyoness, zum Publikum.
Mein Herzblut ist darin
Viele Bergener und andere Norweger haben sich in sein fragwürdiges Geschäftskonzept gestürzt, in der Hoffnung, damit Geld zu verdienen. „Mein ganzes Herzblut steckt in diesem Projekt“, sagt einer von ihnen zur BA. „Vor der Versammlung in Prag hatte es schon eine in Wien gegeben. Die nächste Station ist Turin.“ In diesen Städten werden große Seminare abgehalten, wo hunderte Vertriebsmitarbeiter des Netzwerkes zu Superstars hochstilisiert werden. Oder wie es der Veranstalter selbst beschreibt: „Als Belohnung für ihr glühendes Engagement werden sie von Hubert Freidl selbstgeehrt“.
Das wird sich umkehren
Das Netzwerk ist in Norwegen auf dem Vormarsch. Die Lyoness-Vertriebsmitarbeiter sind in ganz Norwegen auf der Jagd nach neuen Mitgliedern unterwegs. Die BA weiß von einer ganzen Reihe Vertriebsmitarbeitern, die auf großen Bühnen in Europa lobgepriesen wurden. Dahinter steckt die Absicht, sie zu weiterer Anwerbetätigkeit zu motivieren. Das System ist darauf angelegt, dass sie als selbständig Erwerbstätige mittels des Anwerbens von Mitgliedern ihre eigene, sogenannte Shopping Communities aufbauen sollen. Dieser Unternehmenszweig firmiert unter dem Markennamen Lyconet und wird von Österreich aus geführt. Die Vertriebsmitarbeiter erhalten das Angebot, ein Startpaket und diverse Dienstleistungen zu erwerben, was ihnen dazu verhelfen soll, in Zukunft Geld zu verdienen. Je höher ihr jeweiliger Beitrag ausfällt, desto mehr können sie verdienen, wird ihnen mitgteilt.
„Ich investiere voll“, erzählt ein Lyconet-Vertriebsmitarbeiter im Gespräch mit der BA. Ihr Kapital und Ihren Arbeitseinsatz? „Sowieso. Das ist ein Vorteil. Eine Zeitlang bist du unterbezahlt, aber du erhältst deine Bezahlung dann eben später. Soweit bin ich noch nicht gekommen, obwohl alles glatt gelaufen ist. Im Lauf des Jahres wird es so weit sein“, antwortet er mit einem Brustton der Überzeugung.
Seit ein paar Jahren stellt diese Tätigkeit seinen Fulltime-Job dar. Bislang war er hauptsächlich mit dem Anwerben neuer Mitglieder und Vertriebsmitarbeiter beschäftigt, erzählt er. Normalerweise wird man für den Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen bezahlt, aber hier sind Sie es, die bezahlen?
“Das Geld, das hereinkommt entspricht derzeit nicht dem Arbeitsaufwand. Das wird sich jedoch umkehren. Wenn du mit Ergebnissen aufwarten kannst, wirst du dafür bezahlt. Von der Arbeit, die ich geleistet habe, werde ich in Zukunft profitieren“, so seine Antwort. Wie das? „Das ist etwas kompliziert zu verstehen. Dafür gibt es für uns Kurse. Das System ist ein wenig komplex“, wiederholt er dann. Der optimistische Mann will der BA nicht verraten, wie viel Geld er bislang eingesetzt hat. Die BA hat ihn anonymisiert, weil er wie die anderen, mit denen die BA Kontakt aufnehmen konnte, an die Unternehmensführung verwies, wenn die BA offizielle Stellungnahmen wollte.
Lyoness gewährt seinen Mitgliedern Vorteile, wenn sie mit ihrer Vorteilskarte bei Händlern einkaufen, die gegen Bezahlung Business Partner im Netzwerk geworden sind. Zusätzlich kann man einen Bonus erhalten, wenn die Kunden gleichzeitig Personen sind, die man für das Netzwerk angeworben hat. Ein Lyconet Vertriebsmitarbeiter kann das Recht auf Verdienst erwerben, indem er seine eigene Shopping Community auf der Grundlage von Multi-Level-Marketing aufbaut. Wieviel Geld und Arbeit man dafür investieren muss, dafür gibt es kaum zugängliche Informationen. Die BA hat bei der österreichischen Lyoness-Führung nachgefragt, welche Geldbeträge man als Verdienst erwarten kann.
Es handelt sich um einen sogenannten Kompensationsplan, um eine Vergütung auf Provisionsbasis, abhängig vom Erfolg deiner eigenen Geschäftstätigkeit, gab man der BA zur Antwort. Prinzipiell kostet es nichts, wenn man Lyconet-Vertriebsmitarbeiter werden will, wird betont. Jedoch bietet Lyoness verschiedene Waren und Dienstleistungen an, deren Preis von 430 bis 2.400 NOK reicht, wird der BA mitgeteilt.
Duesund verweigert Interviews
Ein Name, der ständig auftaucht, wenn man sich auf die Jagd nach mehr Information begibt, ist Terje Duesund, der Mann, der den Ferrari bekam.
Der frühere Leiter des Lyconet-Netzwerkes in Nordeuropa, wird in den sozialen Medien als Vorbild für viele Personen im Netzwerk genannt. Als ihn die BA kontaktierte, um ein Interview von ihm zu erhalten, erhielten wir folgende Antwort: „Ich bin nicht der Sprecher der Gesellschaft. Ich bin kein norwegisches Mitgtied. Ich wohne nicht in Norwegen“. Unsere Anfrage bezüglich eines Interviews soll er dankend verneint haben, weil er keine öffentliche Person sein möchte.
Wohnung und Klubhaus in Spanien
Dessen ungeachtet ist Duselnd auf ungeheuer vielen Bildern und Videos zu sehen, wo man den Luxus, mit dem er sich im Zusammenhang mit den Veranstaltungen unter der Regie von Lyoness umgibt, sehen kann. Auch in den Sozialen Medien sind ständig neue Bilder zu sehen. Auf ihnen auch der oberste Chef Hubert Freidl, weiters der Leiter des Lyconet-Netzwerkes, Mario Kapun zusammen mit Norwegern, die an diversen Versammlungen des Netzwerkes im In- und Ausland teilnehmen.
Duesund ist Eigentümer einer Wohnung in Blomsterdalen in Bergen/Norwegen, seine Heimatadresse habe er aber in Mallorca. Die Liegenschaft in Mallorca befindet sich nur wenige Kilometer vom Klubhaus des Lyconets entfernt, einem Ort, den viele Lyconet-begisterte Norweger besucht und sich vor ihm fotografieren haben lassen. Oft handelt es sich um Bilder, wo sich mehrere Personen um einen Sportwagen gruppieren,vor großen Lettern, mit einer Aufschrift von Lyconet, ganz im Hollywood-Stil.
Derzeit befindet sich Duesund auf dem „career level 8,1“ und genießt im Karriereprogramm von Lyconet den Status eines „Präsidenten“. Auch auf den unteren Karrierestufen winken Prämien. Vertriebsmitarbeiter, die den „career level 6“ erreicht haben, erhalten beispielsweise eine Breitling-Uhr als Belohnung, die nicht selten persönlich von Hubert Freidl „selbst“ überreicht werden.
Duesund sorgte seinerzeit mit dem Netzwerk Nature’s Own für Schlagzeilen in seiner Heimat, das in den 90er-Jahren ein großes Wachstum verzeichnete. Eine Zeitlang verdiente Duesund gutes Geld mit dem Direktverkauf von Gesundheitswaren durch tausende Distributoren, den die Gesellschaft betrieb. Nach einer Aufwärtsentwicklung erlebte Nature’s Own, dem nachgesagt wurde, dass es sich um eine Pyramidenspiel handelte, eine massive Mitgliederflucht. Die Gesellschaft brach danach in sich zusammen.
Vor zehn Jahren weckte Duesund neuerlich Aufmerksamkeit in den Medien, als er solide Gewinne aus Sportwetten versprach. Der Gambling-fonds entpuppte sich als Flop und bescherte seinen Kunden große Verluste.
Im Jahr 2014 landete Duesund wiederum im Fokus der Medien. Er war Leiter der Lyoness Norway AS, als die norw. Glückspielaufsicht das Unternehmen in Folge einer Prozessflut untersuchte. Der Grund hierfür lag darin, dass das Unternehmen an ein illegales Pyramidenspiel erinnerte, ein Merkmal, das es der Glückspielaufsicht zufolge auch bis 2013 auszeichnete. Jetzt hagelt es erneut Anschuldigungen.
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