Hubert Freidls offenbart falsche und irreführende Zahlen in der Stellungnahme

Die Anwaltskanzlei Brandl Talos betont stellvertretend für Hubert Freidl in seiner Stellungnahme immer wieder, dass es sich bei den Privatbeteiligten des Verfahrens, sprich den klagenden Parteien, um einen kleinen erfolglosen Teil der Marketer handelt. Dies versucht er durch erstmals mitgeteilten Marketer-Zahlen zu untermauern. Ob es sich hierbei aber um belastbare Zahlen handelt, bleibt abzuwarten und mit Vorsicht zu bewerten, da diese nämlich all die bisher im Marketing verwendeten Zahlen als Unwahr entlarven, was an sich nicht weiter überraschend ist.

Aber betrachten wir einfach mal die Argumentation.

Laut Freidl waren im Jahr 2019 weltweit 704.726 Marketer für die Lyoness Europe AG tätig. Dabei soll es sich um aktive Marketer gehandelt haben. Die Dunkelziffer an „nicht aktiven“ Marketern ist sicher wesentlich größer. Dies dürfte daran liegen, dass jeder als Shopper gewertet wird, der eine Cashback-Karte erhalten hat. 
Nach den uns vorliegenden Informationen aktivierten nach Erhalt lediglich 3 – 5 % ihre Cashback-Karte. Die tatsächlich regelmäßige Nutzung lag nur bei knapp über 1 %. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass es weitaus bessere und lukrativere Cashback-Systeme gibt, die beispielsweise keinen Mindestumsatz voraussetzten. Dass Freidl jedoch sein komplettes System über Cashback finanzieren konnte, ist rein rechnerisch schon unmöglich, wurde jedoch bisher stets behauptet. 

Freidl weiter: In den Jahren 2015 bis 2019 (die Folgejahre sind aufgrund der Pandemie nicht aussagekräftig) wurde über die Einkaufsgemeinschaft ein Einkaufsumsatz von EUR 3.607.758.807,55, also rund EUR 3,6 Milliarden getätigt. Im Jahr 2018 wurde aufgrund des entsprechenden Erfolgs ein Rekordbetrag an Provisionen von insgesamt EUR 152.312.454,21 an die Marketer ausgeschüttet. Der durchschnittliche Verdienst der aktiven Marketer hat 2018 EUR 907,07 betragen. (Quelle: Seite 4 Stellungnahme) 


Die Offenlegung der tatsächlichen Zahlen, vor allem, an wen diese Summen genau als Provisionen ausbezahlt wurden, dürfte spannend werden. 

In den Folgejahren sei die Anzahl der Marketer bedingt durch die Folgen der Pandemie und den Umstieg einiger Marketer auf das neue Vertriebssystem der Lyconet Austria GmbH wieder auf 579 512 gesunken. Eine beachtliche Anzahl an Personen sei jedoch trotzdem bis zu deren Insolvenz für die Lyoness Europe AG tätig gewesen und habe von dieser auch Vergütungen erhalten. (Quelle: Seite 24) 

Ebenfalls soll es aus den Clouds erhebliche Ausschüttungen gegeben haben, erklärt Freidl. Aus der Österreich-Cloud (ATCC) wurde ein Betrag von insgesamt EUR 12.882.458,34 ausgeschüttet. Parallel dazu gab es aus der polnischen Cloud eine Ausschüttung in Höhe von EUR 29,7 Mio. (Quelle: Seite 25) 

Belegen kann Freidl das natürlich nicht und die Realität zeigte, dass die Auszahlungen enttäuschend waren. Mit der Pandemie hatte das nichts zu tun.

Screenshot

Ein Erstgericht stellte beispielsweise auch fest, dass durch den einzelnen Marketer „eine gewinnbringende Tätigkeit quasi ausgeschlossen ist.“ 

Freidl stimmt dem sogar zu, argumentiert aber, dass die (nicht besonders hohen) Einzahlungen des Klägers in diesem Fall, tatsächlich nicht zu wirtschaftlich relevanten Auszahlungen führen konnten. Marketer kommen nämlich nur dann in den Genuss von nennenswerten Vergütungen, wenn sie zahlreiche neue Mitglieder anwerben, die wiederum ein entsprechendes Einkaufsvolumen umsetzen und ebenfalls möglichst viele neue Mitglieder dem System zuführen. (Quelle: Seite 69) 
 
Aktuell sind auf der Website von myWorld/Lyconet die sonst stets angeführten Mitgliederzahlen nicht mehr ersichtlich. Die Behauptung, dass über 15 Mio. Shopper das myWorld Programm nutzen, entspricht den uns vorliegenden Informationen, nicht der Wahrheit. 
 
 
Wir bleiben dran für Sie! 

1 Kommentar
  1. nicola Koenig
    nicola Koenig sagte:

    Wenn die Akquise der Cloudpartner so wie versprochen funktioniert hätte, wären die Ausschüttungen auch dementsprechend gewesen. Zum Beispiel wussten mindestens 95 % der Rapidfans nicht, dass es 1 Rapid Cashback Karte gegeben hat (das auch aufgrund der Tatsache, dass es bei keinem einzigen Spiel erwähnt wurde und man die Rapidcashbackkarte auch nicht im Stadion beim Kaufen von Verpflegung verwenden konnte). Oder: in Polen war Carrefour ein Partnerunternehmen. es wurde bei den Businessinfos in Österreich kommuniziert, dass Carrefour seine eigene Kundenkarte auf die Cashbackkarte umstellt (das ist offensichtlich nie passiert; wodurch auch keine Umsätze für die Cloud entstanden sind). und so verhält es sich offensichtlich mit allen clouds. fast kein Partnerunternehmen das in den Cloudpräsentationen erwähnt wurde, dürfte Kunden mit Cashbackkarten registriert haben….und daraus ist zu schließen, dass das cloudsystem an sich eine geniale Idee war, jedoch aufgrund von mangelnder Mitmachbereitschaft (möglicherweise auch deshalb, weil das lyconet Management die Schulung und Kommunikation mit diesen „angeblichen Grosspartnern“ sträflichst vernachlässigt hat), lediglich zum Betrug der Marketer bestimmt war.

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