WISE-Neobank windet sich im Klageverfahren! Geschäftskonten nach zwei Jahren immer noch aktiv? Wie ist das möglich?

Im Verfahren gegen die Neobank WISE vor dem Handelsgericht Wien kommt es am 13.09.2024 zur Verhandlung, nachdem der ursprünglich angesetzte Termin im Juli 2024 auf Antrag der Beklagtenvertretung verschoben wurde. Verhandelt wird eine mutmaßlich rechtswidrige Deaktivierung von Onlinezugängen mehrerer Geschäftskonten ohne Vorankündigung und ohne Begründung eines Unternehmens.

Der Kläger, der bereits seit sieben Jahren Geschäftskunde bei WISE (damals TransferWise) war, musste feststellen, dass ihm quasi über Nacht sämtliche Zugänge zu seinen Konten deaktiviert wurden, was seine Unternehmen über sieben Wochen lahmlegte.

Auch die darauf befindlichen Guthaben wurden nicht umgehend transferiert. Erst nachdem der Anwalt des Klägers sich mit der Bank in Verbindung gesetzt hatte, wurden verschiedene Beträge nach zwei Monaten ausbezahlt. Die exakten Beträge der jeweiligen Guthaben konnten bis dato nicht festgestellt werden, da Kunden des Klägers zum Teil noch Zahlungen aus dem Ausland überwiesen hatten, trotz einer sofortigen Kundenmail in dieser Angelegenheit. WISE verweigert diesbezüglich die Auskunft.

Inzwischen handelt es sich nicht mehr um einen Einzelfall. Der Redaktion liegen knapp 80 ähnliche Fälle bei WISE vor. Warum keine fristgerechte Kündigung seitens WISE erfolgte, wird hoffentlich in der Verhandlung geklärt. Wäre dem Kläger mit einer gesetzlichen Frist gekündigt worden, hätte er ein alternatives Bankkonto eröffnen können – aber dies geschah ohne jegliche Ankündigung, Mahnung, Androhung oder Ähnliches.

Der Support von WISE teilte erst Wochen nach der Deaktivierung der Zugänge mit, dass die Sperrung im Rahmen ihrer Nutzungsrichtlinien und internen Risikoanalyse erfolgte. Es bestehe jedoch kein Zweifel an der Seriosität des Klägers und seines Geschäftsmodells, wurde betont. Warum wurden dann die Zugänge unvermittelt deaktiviert? Eine Erläuterung der internen Risikoanalyse und welche Nutzungsrichtlinien konkret betroffen waren, wurde verweigert.

Der Kläger muss zudem davon ausgehen, dass ein von ihm bereits vor zwei Jahren gekündigtes Geschäftskonto noch aktiv ist, obwohl es sich nicht mehr unter seiner Kontrolle befand. Welche Aktivitäten mit dem vermeintlich gekündigten Konto seitens WISE durchgeführt wurden, ist völlig unklar, und WISE verweigert jede Auskunft. So wurde der Kläger beispielsweise per E-Mail darüber informiert, dass eine ihm völlig fremde Buchung nicht abgeschlossen werden konnte. Diese Buchung bezog sich, wie sich mittlerweile herausstellte, auf das als geschlossen geglaubte Geschäftskonto.

WISE nimmt billigend in Kauf, dass dadurch für den Kontoinhaber schwerwiegende Konsequenzen entstehen. Denn eine Kontosperrung in Bezug auf das Geschäftskonto bedeutet, dass der finanzielle Zugriff von einem Moment auf den anderen unterbunden wird.

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