Das System XPRO / XERA.pro / Safir / Zeniq: Verzögern, vertrösten, verschleiern!
Das Beispiel XPRO/XERA/ZENIQ/Safir veranschaulicht eindrucksvoll, wie mutmaßlich betrügerische Krypto-Projekte Investoren durch überzogene Versprechen anlocken, sie dann monate-, wenn nicht jahrelang mit vermeintlichen Updates, Upgrades und Relaunches vertrösten – und bereits Geschädigten weiterhin das Geld aus der Tasche ziehen.
Kurzer Rückblick auf eine lange Geschichte: Vom Demontis über JUWELIS zum Hub01 2020 hatte der IT-Tüftler Peter Skerl und sein Kompagnon Erwin Dokter mit der Juwelis Group einen starken Investor für ihre angeblich bahnbrechende Erfindung gefunden: Ein Tablet-ähnliches Gerät, der sogenannte „Hardware Wallet“ oder „Hub“, wurde als Game-Changer im Kryptobusiness angekündigt. Dieses innovative Krypto-Gadget sollte zahlreiche Funktionen vereinen – von der Prägung und sicheren Speicherung von Kryptowährungen bis hin zum dezentralen „peer-to-peer“-Austausch von Coins (wir berichteten hier ausführlich). Einen Vorläufer namens Demontis hatte Skerl bereits seit 2018 in petto. Das neue Wunderkind sollte nun “JUWELIS Hub 01” heißen und erfreute sich schon im Vorverkauf einer großen Nachfrage.
Das Problem: Angebliche Produktions- und Lieferschwierigkeiten, weshalb in dieser Phase nur eine sehr geringe Stückzahl an Hubs ausgeliefert wurde und die Käufer mit teils fantasievollen Ausreden vertröstet wurden. Deswegen und wegen des intransparenten Gebarens von Skerl und Dokter kam es zu einem Zerwürfnis mit den JUWELIS-Investoren (das im Übrigen noch immer in einem offenen Rechtsstreit schwelt).
Die Lieferengpässe und Schwächen des angeblichen Alleskönners
Im Sommer 2020 verkaufte Erwin Dokter die JUWELIS GmbH an einen gewissen G. Winter, den wir als Gründer von VOO Aviation Service in einem unserer Beiträge bereits vorgestellt haben. Winter seinerseits benannte die Firma in „Zentatec GmbH“ um.
Währenddessen hatten Skerl und Dokter sich schon mit ehemaligen Co-Gründern zerstritten und parallel dazu bereits ein paar geübte MLM-Profis engagiert, um den nun unter Zeniq/Safir laufenden „Hub 01“ zu promoten. Die Versprechen waren sehr verlockend: Der Hub könne Tokens und Coins, ja sogar eine eigene IBAN selbst generieren – Hub-Käufer müssten quasi nichts weiter tun, nur daneben sitzen und reich werden. Angeblich müsste man (offensichtlich anders als zuvor) zur Gewinnmaximierung nicht einmal mehr neue Kunden werben – aber wenn man es tut, vervielfacht sich der Gewinn noch schneller … also lauter typische Scam-Versprechen, wie sie auch bei anderen Schneeball-Systemen vorkommen.
Obwohl die Zahl der Zeniq- und Hub-Käufer stetig wuchs, fanden auch 2021 und 2022 nur vereinzelt Geräte den Weg zu ihren neuen Besitzern. Selbst nach Erhalt klagten Kunden über nicht-funktionierende Hubs, fehlenden Support sowie verzögerte oder abgelehnte Auszahlungsanträge. Dazu kamen erste internationale Behördenwarnungen, in deren Folge es Ende 2023 still um die angeblich bahnbrechende Technologie von ZENIQ wurde.
Wie Phoenix aus der Asche: Skerl/Vaugee sowie Zentatec/Winter Anfang dieses Jahres taten sich die einstigen Gründerväter des angeblich revolutionären Hubs mit weiteren bekannten Krypto-Scammern zu XERA.pro bzw. jetzt XPRO zusammen (wir berichteten hier). Mit immer neuen Belohnungssystemen, pompösen Events, Incentives und Ankündigungen gelang und gelingt es ihnen noch immer, weitere Investoren anzulocken. Als sei das Anwerben neuer Opfer nicht dreist genug, wird nun offensichtlich versucht, Geschädigte von damals erneut mit demselben Köder anzulocken.
In einem YouTube-Video aus dem Herbst 2024 berichtet der als „unabhängig“ bezeichnete Promoter Toni Ehmann, dass die Zeniq Blockchain sowie die Zeniq Smartchain unter der Leitung des Grazer Masterminds Peter Skerl eigenständig weitergeführt werden. Warum Skerl namentlich erwähnt wird, bleibt unklar, denn laut Videobotschaft sei nun die “Zentatec GmbH” die legitimierte Firma, die den Auslieferungsprozess übernommen habe. Hier könne man den bereits bezahlten und lang versprochenen Hub nun ganz einfach bestellen:
Hub-Besitzer: Tausende Euros investiert und trotzdem leer ausgegangen
Leider stehen selbst die, die einen solchen Hub mit geringerer Lieferverzögerung erhalten hatten, am Ende trotzdem mit leeren Händen da: Uns liegt ein Erfahrungsbericht von einem Geschädigten vor, der bereits seit April 2021 einen solchen Hub01 besitzt. Angeworben von einem Top-Promoter habe er einen fünfstelligen Eurobetrag in Zeniq/Safir investiert und obendrauf fast 2.000 Euro für den Hub bezahlt, dann auch mehrere kleine Beträge eingebucht. Jetzt, nach den unzähligen Umbenennungen und Migrationen der vergangenen drei Jahre, beläuft sich sein Guthaben im Backend auf gerade mal 40 Euro.
Die weiteren Handlungs- und Transferoptionen im Safir-Backend sind undurchsichtig. Man wird in scheinbarer Dauerschleife von einer Anwendung in die nächste weitergeleitet. Fraglich ist auch, ob sich der Hub 01 tatsächlich mit der nach Xera.Pro veröffentlichten Nomo-App koppeln lässt. In den diversen Social Media und Messenger-Kanälen findet sich jedenfalls eine Vielzahl von User-Anfragen zu diesen Themen sowie dokumentierte Mängel des Hubs und der App. Die Nutzer werden von den Gruppenadministratoren jedoch entweder mit einer „temporären Nicht-Verfügbarkeit“ vertröstet oder – bei allzu deutlicher Kritik an den Mängeln – verbal angegriffen und relativ schnell aus der Gruppe entfernt bzw. blockiert.
Vorsicht Falle: Wie unser Gehirn Investment-Betrügern in die Hände spielt
Während unser Informant dank professioneller Beratung nicht weiter in dieses Pyramidenspiel investieren will, sind viele bereits Geschädigte bedauerlicherweise nicht gefeit davor, erneut in die XPRO/Xera.pro/Zeniq/Safir-Falle zu tappen. Schuld daran könnte eine kognitive Verzerrung sein, der unser Gehirn in solchen Fällen leider manchmal unterliegt: Die sog. “Versunkene-Kosten-Falle“ (engl. Sunk Cost Fallacy) beschreibt die Neigung, an einem Vorhaben festzuhalten, in das bereits erhebliche Ressourcen wie Zeit, Geld oder Energie investiert wurden. Selbst wenn sich zeigt, dass die zukünftigen Investitionen die gewünschten Ergebnisse nicht rechtfertigen, tappen wir manchmal in diese Falle – bleiben Sie also aufmerksam und lassen Sie sich beraten. Wenn auch Sie geschädigt wurden melden sie sich bei uns! Wir stehen Ihnen zur Seite.
Quellen: XPro-Call, Zusendungen
Hinweis: Und wie immer gilt, die Betroffenen können sich gerne dazu äußern, oder wenn jemand mehr oder andere Informationen dazu hat, kann er sie uns gerne mitteilen. Wir sind nicht daran interessiert, falsche Behauptungen aufzustellen und unser vorrangiges Ziel bleibt die Bereitstellung einer vollständigen Dokumentation.
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