Täuschung mit System – Wie Josip Heit und GSB ein globales Krypto-Betrugskonstrukt aufbauten
Wenn ein Unternehmen Renditen von über 20 Prozent jährlich verspricht, sollte man hellhörig werden. Wenn es das auch noch über ein angebliches „Staking“ im Metaverse tut, dann klingt es stark nach Science-Fiction – oder nach Betrug. Im Fall des umstrittenen Krypto-Konglomerats GSB Gold Standard Bank und seines Gründers Josip Heit spricht nun ein 104-seitiges offizielles Dokument der texanischen Finanzaufsicht eine deutliche Sprache: GSB sei kein seriöser Finanzdienstleister, sondern ein hochgradig intransparentes, betrügerisches Netzwerk, das Investoren weltweit mit Fantasieprodukten in eine digitale Falle lockte.
Renditeversprechen aus dem Nichts
Im Zentrum der Vorwürfe stehen sogenannte „Elemental Certificates“ und „Success Series Certificates“. Sie wurden mit großem Tamtam als digitale Anlageprodukte angepriesen mit festen USDT-Renditen und dem Versprechen, „generational wealth“ aufzubauen. Doch ausgezahlt wurde nie in der beworbenen Stablecoin-Währung, sondern in firmeneigenen Token mit Namen wie GEUR oder CVEUR. Was diese wert sind? Unklar. Wie man sie in echtes Geld tauscht? Nur gegen Gebühren und selbst das nicht immer.
Besonders perfide: Das Unternehmen bewarb Staking-Programme im hauseigenen „Metaverse“ Lydian World, in dem man durch das Halten der firmeneigenen Kryptowährung LYS angeblich bis zu 22,8 % jährlich verdienen konnte. Technisch abgesichert war dieses Versprechen nie es existieren keine öffentlich einsehbaren Smart Contracts, die Auszahlung oder Sperrfristen regelten. Stattdessen beruhte alles auf blindem Vertrauen in die Plattform ein Kartenhaus, das jederzeit in sich zusammenbrechen kann.
Betrug mit Bank-Fassade
Um Vertrauen zu erzeugen, griff GSB tief in die Trickkiste: Man nannte sich „Gold Standard Bank“, obwohl keine Banklizenz existierte. Man sprach von „Sparkonten“, „liquiden Finanzinstrumenten“ und „Konvertibilität in physisches Gold“. Doch auch hier: nichts als heiße Luft. Der verwendete G999-Coin ist illiquide, auf kaum einer Plattform handelbar und steht in keinem Verhältnis zur Darstellung als sicheres Anlagevehikel. Die US-Finanzaufsicht kommt zu einem klaren Schluss: Hier wurde die Optik einer Bank konstruiert, um Anleger mit verheerenden Folgen zu täuschen.
Multilevel-Marketing im Schneeballsystem
Der Vertrieb der fragwürdigen Produkte lief über ein klassisches MLM-System: Wer neue Investoren warb, bekam Provisionen. Doch auch das: illegal. Weder die Produkte noch die Verkäufer waren in Texas registriert, obwohl sie dort massiv vermarktet wurden. Die GSB-eigene Ethikcharta, die jedes Mitglied unterzeichnen musste, wirkt angesichts dieser Tatsachen wie ein Hohn.
Hinzu kommt: Viele Auszahlungen an Altinvestoren wurden offenbar mit dem Geld neuer Mitglieder finanziert, ein typisches Kennzeichen eines Ponzi-Schemas. Die versprochene Rentabilität wurde nie aus realen Gewinnen gedeckt, sondern durch Umverteilung von Kapital bis irgendwann das System kollabierte.
Josip Heit: Strippenzieher und Verschleierer
Im Zentrum der Konstruktion: Josip Heit. Der deutsche Unternehmer steuerte ein Geflecht aus Firmen in Deutschland, Kasachstan, Schweden, Dubai und auf der Komoreninsel Moheli. Eine Gesellschaft nach der anderen wurde gegründet, wieder aufgelöst oder für bankrott erklärt. Als die texanische Finanzaufsicht im September 2024 ein Vergleichsangebot mit Auflagen unterbreitete, unterzeichnete Heit. Doch er hielt sich nicht daran. Statt wie versprochen Transparenz zu schaffen, blockierte er die Ermittlungen, lieferte falsche Daten und tauchte im November 2024 unter.
Unter Heits Führung wurde Geld für aufwändige Marketingevents, Sponsoring mit Stars wie Floyd Mayweather oder für teure Promo-Videos ausgegeben, während Investoren auf Auszahlungen warteten. Ein „Market Protection System“ wurde eingeführt, das Kundengelder über ein Jahr sperrte. Der Öffentlichkeit wurde erklärt, dies diene angeblich dem Schutz des Systems. Tatsächlich, so legt es die Behörde nahe, dürfte es eher ein verzweifelter Versuch gewesen sein, einen Liquiditätskollaps hinauszuzögern.
Der nächste Trick: Umbenennung und Neustart
Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe versuchten Heit und Co. offenbar, unter neuem Namen weiterzumachen. Die Plattform „GSPro Network“, mit Sitz in Georgien, ermöglichte es Nutzern, sich mit alten Zugangsdaten aus „GSPartners“ einzuloggen. Als die US-Behörden darauf aufmerksam wurden, wurde der Zugang für Nordamerikaner gesperrt.
Es ist ein Muster, das sich durchzieht: Wenn der Druck zu groß wird, wird der Firmenname gewechselt, das Land verlassen, die Struktur neu gestrickt. Der Kern bleibt derselbe: Täuschung, Gier, Verschleierung.
Fazit: Der Wolf im Krypto-Pelz
GSB und Josip Heit geben sich als visionäre Pioniere des Blockchain-Zeitalters. Tatsächlich agieren sie wie klassische Trickbetrüger nur dass heute Coins, Metaverse und NFTs an die Stelle gefälschter Aktienzertifikate getreten sind. Der vorliegende Fall sollte Anlegern eine Mahnung sein: Nur weil ein Investment sich „modern“ gibt, ist es nicht weniger gefährlich. Im Gegenteil – die digitale Tarnung macht es noch schwerer, die Maschen zu durchschauen.
Die texanischen Behörden jedenfalls sind überzeugt: Hier liegt ein Betrug von internationalem Ausmaß vor. Die Frage ist nicht mehr, ob Josip Heit Investoren betrogen hat, sondern wie viele.
Anmerkung: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gilt für Josip Heit und die weiteren Beteiligten die Unschuldsvermutung. Ein rechtskräftiges Urteil steht noch aus. Die hier geschilderten Vorgänge beruhen auf behördlichen Ermittlungen und öffentlich zugänglichen Dokumenten der Texas State Securities Board.
Hinweis: Und wie immer gilt, die Betroffenen können sich gerne dazu äußern, oder wenn jemand mehr oder andere Informationen dazu hat, kann er sie uns gerne mitteilen. Wir sind nicht daran interessiert, falsche Behauptungen aufzustellen und unser vorrangiges Ziel bleibt die Bereitstellung einer vollständigen Dokumentation.
Quellen:
¹ Texas State Securities Board, Emergency Cease and Desist Order No. ENF-23-CDO-1879, SSB Exhibit 1, S. 2–3.² Ebd., S. 5684–5704: Beschreibung der Elemental Certificates und interner Token (GEUR, CVEUR etc.), ³ Ebd., S. 5707–5710: Gebührenpflichtige Umwandlung interner Token in handelbare Coins, ⁴ Ebd., S. 2711–2784: „Staking im Metaverse“ mit LYS-Token und nicht vorhandene Smart Contracts, ⁵ Ebd., S. 6021–6045: Bewerbung von G999-Coin als „Sparkonto“ und angebliche Gold-Konvertierbarkeit, ⁶ Ebd., S. 5963–5971: Behauptung, GSB sei nicht regulierungspflichtig aufgrund interner Token-Auszahlung, ⁷ Ebd., S. 5975–5983: Klarstellung der Behörde, dass der Token-Tausch keine rechtliche Relevanz hat, ⁸ Ebd., S. 6007–6015: Unberechtigte Verwendung des Begriffs „Bank“ und Fehlen einer Lizenz, ⁹ Ebd., S. 6131–6135: Vertriebssystem als illegales Multi-Level-Marketing (MLM), ¹⁰ Ebd., S. 6140–6148: AGB-Klauseln zu Klagerechtsverzicht und Verjährung; Irreführung der Anleger, ¹¹ Ebd., S. 5775–5783: Interne Finanzierung neuer Zertifikate aus Anlegergeldern, ¹² Ebd., S. 5807–5815: 13-monatiger Lock-up durch „Market Protection System“, intransparente Verwendung der Mittel, ¹³ Ebd., S. 5821–5852: Verharmlosung von Verlusten im Metaportfolio durch vage „Trading-Teams“, ¹⁴ First Amended Notice of Hearing, SOAH Docket No. 312-25-13515, Punkt 14–16: Vertragsbruch bei Term Sheet, ¹⁵ Ebd., Punkt 30: Umbenennung in „GS Pro Network“, Zugriff für US-Kunden gesperrt, ¹⁶ SSB Exhibit 1, S. 452–499: Firmenstruktur, internationale Standorte und Rücktritt von Josip Heit.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!